Kinotagesstätte #55: Kriegsfilme

Krieg. Krieg ist niemals gleich. Erst recht nicht in seiner filmischen Darstellung: Von offenkundigen Propagandafilmen über mehr oder minder subtile Heldengeschichte bis hin zu mahnenden Plädoyers gegen die Gewalt und das Schlachten sowie überzeichneten Satiren erstreckt sich die Bandbreite dessen, wie diese „Geißel der Menschheit“ in Filmen verarbeitet wird.

In der 55. Folge der Kinotagesstätte widmen wir uns diesem Genre, stellen dazu sechs Filme vor und ordnen sie auf einer Skala von 1 (wie Pro-Kriegsfilm) bis 5 (wie Anti-Kriegsfilm) ein. Es geht um alte Schinken wie „Im Westen nichts Neues“, moderne Klassiker wie „Der Soldat James Ryan“ und ganz neue Genrebeiträge wie „Beasts of no Nation“. Dabei kommen wir leider nicht umher, einige Passagen zu spoilern – für Details schaut einfach in die Timecodes.

Viel Spaß beim Reinhören!

Die Kinotagesstätte findet ihr auf:

  • iTunes
  • Spotify
  • Podcast.de
  • Timecodes:

    0:00:40 Einleitung & Begrüßung
    0:05:09 Thema der Folge: Kriegsfilm
    0:19:04 Der Soldat James Ryan
    0:30:29 Im Westen nichts Neues
    0:41:33 Komm und sieh
    0:54:25 The Hurt Locker
    1:05:22 Beasts of no Nation
    1:13:00 Starship Troopers
    1:23:47 Genre-Hybriden
    1:29:50 Unsere liebsten Kriegsfilme
    1:33:50 Thema der nächsten Folge & Verabschiedung

    Beitragsbild: (c) United International Pictures

    8 Kommentare Gib deinen ab

    1. eccehomo42 sagt:

      Zu der Frage, ob Krieg immer sinnlos hier meine (hoffentlich) salomonische Sicht der Dinge. Es gibt Kriege, die geführt werden müssen (gegen Nazideutschland hust), aber bis es soweit kommt sind eine Fülle diplomatischer und drastischerer Mittel fehlgeschlagen, die zu diesem katastrophalen Fall führen (denn das ist Krieg immer: eine Katastrophe).
      Ähnlich salomonisch fällt meine Antwort auf die Frage aus, ob Truffaut oder Spielberg Recht hat, beide haben Recht. Jeder Film, der kriegerische Handlungen zeigt, ist gleichzeitig Kriegsfilm und Antikriegsfilm. Es werden jene Elemente des Krieges gezeigt, an denen sich gewisse Menschen aufgeilen und weswegen sie begeisternd in den Krieg ziehen, die gleichzeitig andere Menschen grundlegend erschüttert. Von daher würde ich die Skala auch eher dahingehend anpassen, dass sie zwischen kriegsverherrlichend und kriegsverurteilend beurteilen würde. Selbst „Apocalypse Now“, den Marius zurecht als DEN Antikriegsfilm bezeichnet hat mit dem Valkyrenritt eine ellenlange Szene, die vielfach zur Verherrlichung des Krieges dient.
      Bezüglich der Genreeinordnung bin ich bei Benni, dass der Kriegsfilm als Genre ein enges Genre ist und getrennt werden sollte vom Motiv des Krieges, welches in Filmen verwendet wird und dann unter den Genrehybriden genannt wird, als Sportkriegsfilm würde ich (ohne ihn gesehen zu haben) „Flucht oder Sieg“ von John Huston einordnen.
      Zu den ausgewählten Filmen kann ich nur was zu „Der Soldat James Ryan“ sagen, den ich vor Ewigkeiten gesehen habe. Die ersten ca zwanzig Minuten sind perfekt und ein Paradebeispiel für einen kriegsverurteilenden Film, dann wird der Film doch kriegsverherrlichend, bleibt aber immer noch ein aus meiner damaligen Sicht überragenden Film. „Starship Troopers“ ist auf meiner Disney + Watchlist.
      Mein „liebster“ Kriegsfilm ist Terrence Malicks „Der Schmale Grat“, auch wenn der gerne mal als langweilig deklariert wird, bei mir hat das langsame Pacing in Kombination mit den wunderschönen Naturaufnahmen, die durch den Krieg gestört werden, komplett gezogen.
      War mal wieder ne sehr interessante Folge^^

      Gefällt 2 Personen

      1. Moin Moin.
        War der zweite Weltkrieg nicht eigentlich einer von Deutschland als gegen Deutschland? Vor dem Angriff gegen Polen war ja eher Appeasementpolitik angesagt, wenn ich mich korrekt an den Geschichtsunterricht erinnere. Also ging es weniger um die Tendenzen in Deutschland selbst. Denn danach müsste man (wahrscheinlich) auch gegen Russland, Nordkorea, China und so manch anderen Staat Krieg führen, der es mit den Menschenrechten nicht so genau nimmt und KZs als Vorbilder hat. Auf lange Sicht und im Nachhinein gibt es demnach sicher Kriege, die aus irgendeinem Grund notwendig erscheinen, aber wie du schon schreibst, ist bis dahin viel falsch gelaufen. Und selbst bei einem notwendigen Krieg verlieren in der Regel die falschen, weil verblendeten oder weil unbeteiligten Menschen ihr Leben. Aber eine einfache Antwort gibt es auf die Frage nicht, weswegen wir das auch ausgespart haben. Danke für deine Gedanken.

        Also bei Komm und Sieh weiß ich nicht, ob es dort Leute gibt, die Szenen abfeiern. Wahrscheinlich schon, jeder hat irgendeinen Fetisch. Allerdings wären wir dann ja bei Christians Definition, der sagt, dass es auf die Zuseherin selbst ankommt, ob ein Film (Anti-)Kriegsfilm ist. Film als Unterhaltungsprodukt hat es schwer, keine Szenen zu zeigen, die Spaß machen oder die zumindest Spaß machen können. Wer hat schon Lust, zwei Stunden seiner Freizeit zu opfern, um völlig deprimiert und niedergeschlagen aus dem Kino zu kommen. Da kann ich auch gleich Köpfungsvideos des IS anschauen. Und da gebe ich dir insoweit recht, dass es auch bei solchen extremen Veranstaltungen Menschen geben wird, die da abfeiern. Wenn auch nicht viele. Trotzdem denke ich, dass die Einteilung von Krieg- und Antikriegsfilm keine verkehrte ist. Gerade aus dem Grund, dass ein Film selten nur eines ist. Das belebt die Diskussion und Filmemacher machen sich Gedanken, wie sie Kriegsfilme drehen, wenn sie sich gegen den Krieg positionieren. Auch wenn es nicht mehr bei ihnen liegt, sobald der Film die Filmrolle Richtung Leinwand verlässt.
        Wobei ich durch dein Beispiel mit Soldat James Ryan eh meine, dass du kriegsverherrlichend halbwegs synonym mit unserem Kriegsfilm verwendest. Zumindest haben wir das auch so gesehen mit der Teilung nach der Landungsszene, weswegen er eine zwei erhalten hat. Kriegsverherrlichend ist mir da ein zu krasser Begriff, denn Propaganda ist er in meinen Augen nicht. Eher so eine Art Opa erzählt vom Krieg und stellt sich selbst und seine Kameraden in ein gutes Licht.

        Malick ist bei mir noch eine Lücke, bei der ich nicht weiß, ob ich die jemals füllen werde, da seine Filme nicht so klingen, als würden sie mir gefallen. Auch wenn die Langsamkeit zum Anti-Kriegsfilm passt.

        Gefällt 2 Personen

        1. Danke auch von mir für das Feedback.
          @Benni, ich glaube, ecce bezieht sich da eher auf den Kriegseintritt der USA, die ja lange Zeit nicht aktiv am Geschehen beteiligt waren.
          Salomonisch muss man die ganze Sache wohl wirklich sehen, wenn man nicht irgendwelchen Ideologien stumpf hinterlaufen will. Krieg als letztes, verzweifeltes Mittel kann unter ganz drastischen Umständen gerechtfertigt sein – das wollte ich ja auch mit meinen Ausführungen anfangs andeuten. Das ist natürlich eine schwierige These, aber absoluter Pazifismus wäre nur in einer utopischen Welt eine Option, in der wir leider (noch?) nicht leben…

          Wenn beide Recht haben, haben dann nicht beide Unrecht? Ihre beiden Extrempositionen schließen sich ja gegenseitig aus. Da bin ich bei Benni, dass Komm und sieh so gar nichts Pro-kriegshaftes, oder wie du es nennst: Kriegsverherrlichendes hat. Und genauso gibt es Filme, bei denen es umgekehrt ist, ich würde z.B. Black Hawk Down ins Feld führen. Zu sagen, jeder Film über Krieg sei pro Krieg ist deshalb m.E. genauso falsch, wie das Gegenteil zu behaupten.

          Und auch bei Terrence Malick bin ich bei Benni – habe zwei mal versucht, Der schmale Grat zu gucken, bin aber immer innerhalb der ersten Stunde eingepennt. Malick ist einfach nichts für mich.

          Gefällt 1 Person

          1. eccehomo42 sagt:

            Krieg darf kein gewolltes Mittel sein, aber in der Weltgeschichte hat es mindestens einmal die Notwendigkeit gegeben durch die Katastrophe Krieg eine noch größere Katastrophe zu verhindern. Dennoch haben auch die „Guten“ (die Sieger schreiben die Geschichte) ihre Schandtaten (an der Speerspitze die Atombombenabwürfe).

            Beide haben Recht und beide haben Unrecht. Werden in „Komm und Sieh“ kriegerische Aktionen gezeigt? (Wenn ja, kann das so wahrgenommen werden) Auch wenn ich nach allem, was ich über diesen Film gehört habe, er der Film ist, der diese These am ehesten implodieren lässt. Selbst „Black Hawk Down“ (schrecklicher, kriegsverherrlichender Film, da sind wir uns einig) lässt zu, dass der Zusehende das ganze verurteilt (anders ist das dort gezeigte auch ohne Amerikapatriotismus auch nicht einzuordnen) oder um es anders auszudrücken, das was „Starship Troopers“ wohl komplett überdreht (und satirisch aufbereitet) zeigt dieser Film mit einem Ernst, der es wie Propaganda wirken lässt, wovon man sich aber distanzieren kann.

            Mich wundert, dass du mit Malick nichts anfangen kannst, bei Benni ist mir das klar. Du solltest dafür aber empfänglicher sein, aber wenn schon „Der Schmale Grat“ nix für dich ist, dann bleibt nur das Frühwerk

            Gefällt 1 Person

            1. Klassische Schlachtfeldszenen gibt es in „Komm und sieh“ nicht zu sehen, dafür aber den Genozid an der Zivilbevölkerung und Beschuss auf Partisanen. Das ist also kein Kriegsfilm nach ganz enger Definition, aber ich wüsste nicht, in welches Genre er sich sonst einordnen ließe. Es ist Krieg, der hier stattfindet, aber eben diese eine Facette davon.
              Klar lässt „Black Hawk Down“ zu, dass man das verurteilt, was da gezeigt wird, aber selbst setzt es meines Erachtens in einen sehr heroischen Rahmen. Wenn man das gezeigte also verurteilt, muss man auch den Film bzw. sein Framing verurteilen, würde ich meinen. Natürlich kann man das Ergebnis auch mit bewusster Distanz als Unterhaltungsfilm genießen, aber durch die zeitliche Nähe zur Gegenwart sehe ich das da kritischer als bei Filmen, die im 2. WK spielen.

              Mich wundert’s auch ein bisschen, aber das ist mir zu meditativ, schmeißt mich in so einen Bewusstseinsstrom, der aber eher einschläfernd als faszinierend wirkt. Habe bisher nur Tree of Life in Gänze gesehen, aber fand den auch nicht gut. Ein ziemlich gutes Videoessay hat jetzt aber mein Interesse an seinem jüngsten Film geweckt.

              Gefällt 1 Person

            2. eccehomo42 sagt:

              Filme, die Krieg zeigen sollten zumindest dahingehend nicht als Unterhaltungsfilm konsumierbar sein, finde ich zumindest und ja ich finde „Black Hawk Down“ auch ganz schlimmen Mist, dennoch hat auch er eine Wirkung, die gegen Krieg formiert.
              Du mochtest ja auch „Ad Astra“ nicht wirklich, das kommt Malick noch am nächsten. „A Hidden Life“ habe ich leider noch nicht gesehen.

              Like

        2. eccehomo42 sagt:

          Da hast du Recht, der Krieg gegen Nazideutschland wurde ja auch erst notwendig, als gefühlt halb Europa unterjocht war. Die KZ´s allein oder der Angriff auf Polen haben dafür nicht ausgereicht.
          „Und selbst bei einem notwendigen Krieg verlieren in der Regel die falschen, weil verblendeten oder weil unbeteiligten Menschen ihr Leben.“
          Der wichtigste Punkt, warum Krieg eine mit allen Mitteln zu verhindernde Katastrophe ist.
          „dass du kriegsverherrlichend halbwegs synonym mit unserem Kriegsfilm verwendest.“
          Ja
          „Eher so eine Art Opa erzählt vom Krieg und stellt sich selbst und seine Kameraden in ein gutes Licht.“
          Was nichts anderes als eine milde Form der Kriegsverherrlichung ist, aber eine, die man tolerieren kann, im Gegensatz zu Propaganda.

          So wie ich dich kenne, wirst du mit Malick nix anfangen können, abgesehen von der rein technischen Inszenierung.

          Gefällt 1 Person

    Hinterlasse einen Kommentar